My near philosophical musings about the world in general its problems and possible ways out.

2024-07-23

7 Fragen zum Beruf eines Interim Managers

Vor einigen Jahren kam mein Sohn mit der Hausaufgabe aus der Schule zurück, den Beruf seines Vaters in Form eines kurzen Interviews von etwa 7 Fragen zu beschreiben. Meine Herausforderung bestand darin, mich kurz zu fassen, das Wesentliche hervorzuheben und für die Mitschüler meines Sohns verständlich zu formulieren. Mein Sohn bekam dafür eine gute Note. Und noch heute, so meine ich, nach all den Jahren hat dieses knappe aber zeitlose Dokument seine Aussagekraft behalten. Was meint Ihr?

1 Was ist Dein Beruf?

Mein Beruf ist der eines Interim Managers, also eines Mangers auf Zeit, daher „Interim“. Ein Interim Manager macht eigentlich das, was ein „normaler“, also angestellter, Manager auch macht. Eigentlich – denn häufig befindet es sich doch in einer Sondersituation. Die entsteht dadurch, dass ein angestellter Manager plötzlich nicht mehr zur Verfügung steht. Oder es kann sein, dass Aufgaben zu erledigen sind, für die man lieber jemand „von draußen“ nimmt.

2 Warum hast Du diesen Beruf gewählt

Die Aufgaben, die ein Interim Manager zu erledigen hat, entstammen selten der üblichen operativen Routine. Aufgrund der Sondersituation, in der er eingesetzt wird, sind auch seine Aufgaben immer wieder neu und spannend. In immer wieder neuen Unternehmen, Neues zu schaffen, das hat für mich seinen besonderen Reiz. Das wird nie langweilig. Und deshalb habe ich diesen Beruf gewählt.  Übrigens, schlecht bezahlt wird er auch nicht.

3 Welche Ausbildung musstest Du absolvieren, wie lange dauerte die Ausbildung?

Eine regelrechte Ausbildung zum Interim Manager gibt es nicht. Dieses Berufsbild ist vergleichsweise neu. Das zu erfüllende Anforderungsprofil ist (noch) nicht formal definiert. Dennoch muss ein Interim Manager eine Reihe von Fähigkeiten mitbringen.  Gut ist es, wenn er selber einmal ein Manager in einer leitenden Position war. Aber auch die Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen eines Unternehmensberaters sind hier sehr hilfreich. Aus der Aufzählung ist sicher klar geworden, dass ein Interim Manager nach seinem Studium einige Jahre Erfahrung in verantwortlicher Position gesammelt haben sollte. Da kommen dann leicht 5 bis 10 Jahre Berufserfahrung zusammen, bevor man eine solche Aufgabe übernimmt.

4 Welche Tätigkeiten übst Du in Deinem Beruf aus?

Zum einen führe ich das operative Geschäft weiter, das ich von meinem Vorgänger übernommen habe.  Da es damit aber in aller Regel nicht getan ist, setze ich eines oder mehrere Veränderungsprojekte auf. Diese sollten dazu führen, das Unternehmen wieder zu revitalisieren oder überhaupt erst fit zu machen für bestimmte wichtige Vorhaben.  Dazu muss ich ein gutes Verständnis vom Geschäft haben, also von den Märkten, den Kunden, Lieferanten und den Leistungsprozessen. Da es um Change-Management geht, muss ich aber auch die beteiligten Menschen mit „auf die Reise“ nehmen.  Denn nur, wenn auch alle mitmachen, werden die Vorhaben gelingen.

5 Welche Vor- und Nachteile erlebst Du in Deinem Beruf?

Die Vorteile dieses Berufes bedingen auch gleichzeitig seine Nachteile. Und das, was ich als Vorteil sehe, mögen Andere vielleicht eher als Nachteil empfinden. Ich sehe als Vorteile: Immer wieder neue Aufgaben in neuen Unternehmen, aber auch an neuen Standorten und mit neuen Menschen. Die Spannung, die entsteht, wenn zu Beginn noch nicht ganz klar ist, ob die große Veränderung auch gelingen wird. Und hinterher die Befriedigung, es geschafft zu haben, vielleicht ein ganzes Unternehmen gerettet zu haben.

Damit sind eigentlich auch schon die Nachteile aufgezählt: Die Ungewissheit der neuen Situation, lange und sehr anstrengende Arbeitstage, Reisezeiten, der Erwartungsdruck, der auf mir lastet, manchmal auch offene Ablehnung. Und nicht immer ist noch etwas zu retten. Das ist dann eher traurig.

6 Musst Du Dich regelmäßig fortbilden oder ist das in Deinem Beruf nicht notwendig? 

Doch, das muss ich natürlich. Vielleicht ist das heute nichts Besonderes mehr. Müssen wir uns nicht in jedem Beruf fortwährend weiterbilden? Ein Interim Manager aber wird häufig gerufen, wenn ein Unternehmen eine Entwicklung „verschlafen“ hat. Er selber muss also sowohl fachlich, wie von den Arbeits- und Managementmethoden her immer auf der Höhe der Zeit sein. Dafür gibt es keinen festgelegten Ausbildungsgang. Da ist viel Eigeninitiative gefragt.

7 Kennst Du Berufe die Deinem ähnlich sind? 

Der Beruf eines Managers in einem volatilen Umfeld, also in Märkten, die sich schnell ändern, hat sich vermutlich ähnlichen Herausforderungen zu stellen. Projektleiter von Großprojekten oder expliziten Change-Management Projekten, sogenannte Change Manager, können auch in eine solche Rolle hineinwachsen.  Und schließlich können Unternehmensberater, die sich nicht scheuen, Ihre eigenen Empfehlungen im Unternehmen auch umzusetzen, ein durchaus ähnliches Berufsbild aufweisen.


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