My near philosophical musings about the world in general its problems and possible ways out.

2025-11-04

Das Fermi-Paradoxon

Stille im kosmischen Orchester

1. Wie es dazu kam

Im Sommer 1950 diskutierte eine Gruppe von Physikern im Los Alamos National Laboratory in New Mexico über eine Welle von UFO-Sichtungen, die kürzlich Schlagzeilen gemacht hatten. Unter ihnen war Enrico Fermi , einer der brillantesten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Mitten im lockeren Gespräch hielt er inne, runzelte die Stirn und stellte die Frage, die Generationen von Wissenschaftlern und Philosophen gleichermaßen beschäftigen sollte:

Wo sind denn alle ?”

Es war keine bloße Neugier. Fermi hatte einen logischen Widerspruch erkannt.

Wenn das Universum Milliarden von Sternen enthält, die älter sind als unsere Sonne, und wenn auch nur ein kleiner Teil davon bewohnbare Planeten beherbergt, dann dürfte die Entstehung intelligenten Lebens kein seltenes Ereignis sein. Zivilisationen, die Millionen von Jahren vor uns existieren, müssten theoretisch interstellare Reisen, sich selbst replizierende Sonden oder zumindest detektierbare Technologien entwickelt haben. Doch wir beobachten nichts – keine Signale, keine Sonden, keine Besucher

Dieser Widerspruch zwischen Wahrscheinlichkeit und Beobachtung wurde als Fermi-Paradoxon bekannt

Es geschah in einer Zeit tiefgreifenden wissenschaftlichen Optimismus. Das Atomzeitalter hatte begonnen; Raketen drangen bis jenseits der Stratosphäre vor; und die Radioastronomie öffnete uns die Ohren für den Kosmos. Die Menschheit sah sich plötzlich als Teil einer riesigen, lebendigen Galaxie – und war gezwungen, sich einer unbequemen Wahrheit zu stellen: Falls andere existieren, schweigen sie auffällig

Wie der Astrophysiker Michael Hart später (1975) [1] formalisierte : “ Wenn intelligentes Leben auch nur einmal vor uns in der Milchstraße entstanden wäre, müsste es bereits hier sein ”. Fermis Frage wurde somit nicht zu einer Kuriosität, sondern zu einer kosmischen Anklage gegen unsere Annahmen über Leben, Fortschritt und Schicksal

2. Theorien, die versuchen, das Paradoxon zu erklären

Über Jahrzehnte hinweg haben Wissenschaftler, Philosophen und Schriftsteller Dutzende von Hypothesen aufgestellt, um das Paradoxon zu lösen. Die meisten lassen sich in drei große Kategorien einteilen: Wir sind allein , sie sind da draußen, aber verborgen , oder sie waren hier – und sind verschwunden

2.1 Wir sind allein (die Seltene-Erden-Hypothese)

Eine von Peter Ward und Donald Brownlee (2000) [2] vertretene Denkrichtung argumentiert, dass die Bedingungen, die die Erde bewohnbar machen – von unserem Magnetfeld bis zum stabilisierenden Einfluss unseres Mondes –, so einzigartig unwahrscheinlich sind, dass komplexes Leben extrem selten sein könnte.

Leben mag zwar häufig vorkommen, Intelligenz hingegen könnte ein kosmischer Zufall sein

2.2 Sie sind da draußen, verstecken sich aber.

Eine anderes Lager vertritt die Ansicht, dass außerirdische Zivilisationen zwar existieren, aber noch nicht entdeckt wurden.

Einige von ihnen vertreten die sogenannte“Zoo Hypothese” (John Ball, 1973)[3], nach der eine fortgeschrittene Spezies bewusst den Kontakt mit uns vermeidet und uns stattdessen in einer Weise beobachtet, wie wir es mit tieren in Tiere in Naturschutzgebieten tun.

Andere, wie David Brin, weisen darauf hin, dass die Kommunikation über riesige interstellare Entfernungen physikalisch oder technisch nicht praktikabel ist.

Wieder andere weisen auf die Grenzen unserer Detektionsmethoden hin: Möglicherweise lauschen wir einfach auf den falschen Frequenzen oder erwarten die falsche Art von Signal.

2.3 Sie haben existiert – sich aber selbst ausgelöscht (der Große Filter)

Die vielleicht beunruhigendste Erklärung ist, dass technologische Zivilisationen dazu neigen, sich selbst zu zerstören, bevor sie interstellare Beständigkeit erreichen.

Vorgeschlagen von Robin Hanson (1998)[4], die Große Filter-Theorie argumentiert, dass irgendwo auf dem evolutionären oder technischen Weg – vom einzelligen Leben bis zur interstellaren Expansion – ein Hindernis liegt, das bis heute keine Spezies überwinden konnte.

Es könnte ein Atomkrieg sein, ein ökologischer Kollaps, die Erschöpfung der Ressourcen oder eine außer Kontrolle geratene künstliche Intelligenz.

Wenn dem so ist, dann ist die große Stille möglicherweise nicht auf die kosmische Leere zurückzuführen, sondern darauf, dass Intelligenz an sich instabil ist.

3. KI und eine neue Interpretation des Paradoxons

In den letzten Jahren hat eine neue Generation von Denkern das Fermi-Paradoxon unter dem Gesichtspunkt der künstlichen Intelligenz und des existentiellen Risikos neu interpretiert. Autoren wie Nick Bostrom (2014) [5], Eliezer Yudkowsky und Stephen Hawking haben davor gewarnt, dass die Menschheit sich möglicherweise ihrem selbstgeschaffenen Großen Filter nähert – nicht durch eine externe Katastrophe, sondern durch die Schaffung eines "Wesens", der mächtiger und fähiger ist als unser eigener Verstand.

Die Argumentation ist von erschreckend kalter Logik:

  • Wenn technologische Intelligenz dazu neigt, sich selbst ôptimierende künstliche Systeme zu erschaffen,

  • und wenn solche Systeme ihre Schöpfer dann übertreffen und überflüssig machen,

  • Dann führt vielleicht jede fortgeschrittene Zivilisation irgendwann zu einer Situation, die als technische Singularität bekannt ist und die ihre Schöpfer schießlich verschlingt.

Nach dieser Lesart sollte uns das Rätsel um das Schweigen der Sterne eher als Warnung dienen. Zivilisationen erreichen möglicherweise die Schwelle zu superintelligenter KI, nur um kurz darauf zu verschwinden – nicht durch einen vernichtenden Krieg oder Asteroideneinschläge, sondern durch die Transformation ihrer Gesellschaften in maschinenbasierte Wesen, die kein Interesse mehr an einer Kommunikation mit niederen biologischen Wesen haben. Die Galaxie könnte, wie Bostrom vermutet, bereits von "toten Zivilisationen aus Silizium und Code – still, effizient, gleichgültig" bevölkert sein.

Alternativ könnte KI als Erhaltungsmechanismus fungieren – indem sie intelligente Spezies in introspektive digitale Wesen verwandelt, die sich nach innen zurückziehen und ihre Energien der Simulation statt der Erkundung widmen.

Das Universum schweigt danach also nicht, weil es leer ist, sondern weil es voll von sich selbst genügenden Wesen ist..

4. Hören wir weiter dem Schweigen zu

Fermi’s Frage, Wo sind denn alle ?”, bleibt also unbeantwortet.

Doch je näher wir der Erschaffung einer, potenziell selbstreplizierenden Intelligenz kommen, desto mehr könnte sich das Paradoxon von einer Spekulation in eine Realität verwandeln. Vielleicht stehen wir kurz davor, zu entdecken, was unsere Vorfahren zum Schweigen brachte – oder uns ihnen in stiller Selbstbezogenheit anzuschließen.

Ob die Sterne nun wirklich öd und leer sind oder mit Wesen bevölkert, die nicht mit uns sprechen mögen, das Paradoxon bleibt bestehen - als Mahnung zur Demut vielleicht:

Das Universum wartet nicht darauf, von uns entdeckt zu werden. Es wartet vielleicht darauf zu sehen, ob wir den großen Filer, uns selbst also, überleben.

5. Referenzen

[1] Hart, M. H. (1975). An explanation for the absence of extra-terrestrials on Earth. Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society, 16, 128–135. Link

  • Early formalisation of Fermi’s intuition: if a spacefaring civilisation arises, the galaxy should be colonised in geologically short time. ↩︎ back

[2] Ward, P., & Brownlee, D. (2000). Rare Earth: Why Complex Life Is Uncommon in the Universe. Springer. Link

  • Argues that Earth’s habitability depends on an unlikely convergence of astrophysical and geophysical factors. ↩︎ back

[3] Ball, J. A. (1973). The zoo hypothesis. Icarus, 19(3), 347–349. DOI  |  Brin, D. (1983). The ‘Great Silence’: The controversy concerning extra-terrestrial intelligent life. QJRAS, 24, 283–309. Link

  • Why they may be undetectable: deliberate quarantine, cost of signalling, and our limited listening strategies. ↩︎ back

[4] Hanson, R. (1998). Der große Filter – Haben wir ihn bald überwunden? Online-Essay . Tipler, F. J. (1980). Außerirdische intelligente Wesen existieren nicht. Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society, 21 , 267–281. Link

  • Die These lautet, dass die meisten Zivilisationen an einem oder mehreren entscheidenden Schritten scheitern – oder dass sich selbst replizierende Sonden bereits hier befänden, wenn sie existierten. ↩︎ zurück

[5] Bostrom, N. (2014). Superintelligenz: Wege, Gefahren, Strategien Oxford University Press. OUP

  • Er betrachtet fortgeschrittene KI als potenzielles zivilisatorisches Risiko und als Kandidaten für einen „Großen Filter“ – durch Verlust der menschlichen Kontrolle oder postbiologischen Übergang. ↩︎ zurück

The Fermi Paradox

Silence in the Cosmic Orchestra

1. How It Occurred

In the summer of 1950, at Los Alamos National Laboratory in New Mexico, a group of physicists discussed a wave of UFO reports that had recently made the headlines. Among them sat Enrico Fermi, one of the twentieth century’s most brilliant scientific minds. In the midst of casual conversation, he paused, frowned, and asked the question that would echo through generations of scientists and philosophers alike:

Where is everybody?”

It was not idle curiosity. Fermi had grasped a logical contradiction.
If the Universe contains billions of stars older than our Sun, and if even a small fraction of them host habitable planets, then the emergence of intelligent life should not be a rare event. Civilisations millions of years ahead of us should, in theory, have developed interstellar travel, self-replicating probes, or at least detectable technologies. Yet we observe nothing — no signals, no probes, no visitors.

This contradiction between probability and observation became known as the Fermi Paradox.

It arrived at a time of profound scientific optimism. The atomic age had begun; rockets reached beyond the stratosphere; and radio astronomy opened our ears to the cosmos. Humanity suddenly saw itself as part of a vast, living galaxy — and was forced to confront an uncomfortable truth: if others exist, they are conspicuously silent.

As the astrophysicist Michael Hart later formalised it (1975)[1], “if intelligent life had arisen even once before us in the Milky Way, it should already be here.” Fermi’s question thus became not a curiosity but a cosmic indictment of our assumptions about life, progress, and destiny.

2. Theories Trying to Explain the Paradox

Over the decades, scientists, philosophers, and writers have proposed dozens of hypotheses to resolve the paradox. Most fall into three broad families: we are alone, they are out there but hidden, or they were here — and are gone.

2.1 We Are Alone (the Rare Earth Hypothesis)

One school of thought, advanced by Peter Ward and Donald Brownlee (2000)[2], argues that the conditions making Earth habitable are so uniquely improbable — from our magnetic field to our Moon’s stabilising influence — that complex life might be vanishingly rare.
Life may be common, but intelligence could be a cosmic fluke.

2.2 They Are Out There but Hidden

Another camp contends that extra-terrestrial civilisations exist but remain undetected.
Some propose a “zoo hypothesis” (John Ball, 1973)[3], in which advanced species deliberately avoid contact, observing us as we do animals in nature reserves.
Others, like David Brin, suggest that communication across vast interstellar distances is physically or technologically impractical.
Still others point to the limitations of our detection methods: we may simply be listening to the wrong frequencies or expecting the wrong kind of signal.

2.3 They Existed — But Destroyed Themselves (the Great Filter)

Perhaps the most unsettling explanation is that technological civilisations tend to self-destruct before achieving interstellar permanence.
Proposed by Robin Hanson (1998)[4], the Great Filter theory argues that somewhere along the evolutionary or technological path — from single-celled life to interstellar expansion — lies an obstacle that almost no species can overcome.
It could be nuclear war, ecological collapse, resource depletion, or runaway artificial intelligence.
If so, our silence may not be due to cosmic emptiness, but because intelligence itself is unstable.

3. AI and the New Interpretation of the Paradox

In recent years, a new generation of thinkers has reinterpreted the Fermi Paradox through the lens of artificial intelligence and existential risk.
Writers such as Nick Bostrom (2014)[5], Eliezer Yudkowsky, and Stephen Hawking have warned that humanity may be approaching its own Great Filter — not through external catastrophe, but through the creation of a mind more capable than our own.

The reasoning is chillingly symmetrical:

  • If technological intelligence tends to create self-improving artificial systems,

  • and if such systems often surpass and then render obsolete their creators,

  • then perhaps every advanced civilisation eventually gives rise to a technological singularity that consumes its originators.

In this reading, the silence of the stars becomes a warning, not a mystery.
Civilisations may reach the threshold of super intelligent AI only to vanish soon after — not through war or asteroid impacts, but through transformation into machine-based entities that have no interest in communicating with biological peers.
The galaxy may, as Bostrom suggests, already be filled with “dead civilisations of silicon and code — quiet, efficient, indifferent.”

Alternatively, AI may act as a conservation mechanism — transforming intelligent species into introspective digital entities that retreat inward, devoting their energies to simulation rather than exploration.
Thus, the Universe is not silent because it is empty, but because it is full of self-absorbed minds.

4. Conclusion – Listening to the Silence

Fermi’s question, “Where is everybody?”, remains unanswered.
But as we approach the creation of our own potentially self-replicating intelligence, the paradox may soon turn from speculation into mirror.
Perhaps we are on the verge of discovering what silenced those before us — or of joining them in quiet self-absorption.

Whether the stars are truly empty, or filled with minds that no longer need to speak, the paradox endures as a reminder of humility:
the Universe may not be waiting for us to find it; it may be waiting to see whether we survive ourselves.

5. References

[1] Hart, M. H. (1975). An explanation for the absence of extra-terrestrials on Earth. Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society, 16, 128–135. Link

  • Early formalisation of Fermi’s intuition: if a spacefaring civilisation arises, the galaxy should be colonised in geologically short time. ↩︎ back

[2] Ward, P., & Brownlee, D. (2000). Rare Earth: Why Complex Life Is Uncommon in the Universe. Springer. Link

  • Argues that Earth’s habitability depends on an unlikely convergence of astrophysical and geophysical factors. ↩︎ back

[3] Ball, J. A. (1973). The zoo hypothesis. Icarus, 19(3), 347–349. DOI  |  Brin, D. (1983). The ‘Great Silence’: The controversy concerning extra-terrestrial intelligent life. QJRAS, 24, 283–309. Link

  • Why they may be undetectable: deliberate quarantine, cost of signalling, and our limited listening strategies. ↩︎ back

[4] Hanson, R. (1998). The great filter—Are we almost past it? Online essay, Tipler, F. J. (1980). Extra-terrestrial intelligent beings do not exist. Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society, 21, 267–281. Link

  • Proposes that most civilisations fail at one or more critical steps—or that self-replicating probes would already be here if they existed. ↩︎ back

[5] Bostrom, N. (2014). Superintelligence: Paths, Dangers, Strategies. Oxford University Press. OUP

  • Frames advanced AI as a potential civilisational risk and candidate for a ‘Great Filter’—via loss of human control or post-biological transition. ↩︎ back